Fünf Eritreer spielen beim FC Seestall. Die Personalnot hat damit ein Ende.

Keine Probleme hatten die Verantwortlichen des FC Seestall mit der Bitte von Isolde Koukal vom Fuchstaler Helferkreis Asyl. So spielen seit dem Sommer fünf junge Männer aus Eritrea bei den Fußballern des kleinen Lechortes und sind mittlerweile gut in die Mannschaft integriert.

„Wenn einer von den Jungs gefoult wird, pfeifen die Seestaller Zuschauer genauso wie bei den deutschen Spielern“, freut sich Koukal über die Fortschritte. Die jungen Menschen aus Eritrea waren im Juli 2015 die ersten Asylbewerber, die nach Fuchstal gekommen waren. Von Anfang an verbrachten sie viel Zeit damit, alleine oder zusammen mit deutschen Jugendlichen auf dem Hartplatz der Schule Fußball zu spielen. Dies brachte die Ehrenamtlichen auf die Idee, den Kontakt zu einem Verein zu suchen. Spontan erklärte sich der Seestaller Fußballclub bereit, den Versuch zu wagen. Zunächst wurden zwei Sichtungstrainings mit jeweils 15 Asylbewerbern durchgeführt. Auch zwei „Länderspiele Seestall gegen Eritrea“ fanden statt.

fcs eritreer
Aufgenommen wurden fünf Eritreer, Filman Brhane, Samiale Eyob, Musie Kahsay, Abas Ahmed Salih und Haben Teklmariam, in die Seniorenmannschaft. Für sie wurden Spielerpässe beantragt und sie wurden ohne Beitragszahlung aufgenommen. Geschenkt erhielten sie einen Trainingsanzug, andere Ausrüstungsgegenstände wurden von Mitspielern bereitgestellt. Bei gutem Wetter kommen sie mit dem Fahrrad von Leeder nach Seestall, ansonsten werden sie vom Trainer oder Mitspielern mitgenommen. Es habe anfangs schon Vorbehalte bei einigen Spielern gegeben, berichtet Trainer Dr. Walter Reitler. Doch er habe sie gebeten, den Afrikanern eine Chance zu geben. Mittlerweile gebe es überhaupt keine Probleme in der Mannschaft und die Eritreer seien vor und nach den Spielen einfach mit dabei. Die Verständigung erfolgt auf Deutsch. Für den immer wieder von Personalnöten geplagten FC Seestall bedeute der Zuwachs, dass man auch in Notsituationen zum Spiel antreten könne, meint Reitler, so zuletzt beim FC Weil, als vier Eritreer auf dem Platz standen und einer auf der Ersatzbank saß. Obwohl zwei der Eritreer in ihrer Heimat in einem Verein waren, hätten alle spielerisch etwas Nachholbedarf, meint der Trainer. Schließlich liegt Eritrea in der FIFA-Weltrangliste mit an letzter Stelle. Auch körperlich seien die eher schmächtigen Afrikaner den deutschen Spielern unterlegen. Doch ausgleichen können sie dies durch ihre Ausdauer. „Sie rennen ohne Pause“, ist Reitler beeindruckt. Eingesetzt werden sie vor allem in der Abwehr und im Mittelfeld. Abas Salih habe fast schon einmal ein Tor geschossen, erzählt Vereinsvorsitzender Bernd Schneider. Es fehle nur noch, dass sie wie die Deutschen eigene Spitznamen verpasst bekommen.
Der FC Seestall hat sich nach seinem Aufstieg in der B-Klasse erfolgreich positioniert. Das Engagement des Vereins für die Integration der Asylbewerber hat auch der DFB gewürdigt. Spielgruppenleiter Heinz Eckl überreichte an Reitler und Schneider 500 Euro an Fördergeldern aus der Egidius-Braun-Stiftung. Isolde Koukal, Anja Charafeldin und Beate Tschuri vom Helferkreis hoffen, dass auch andere Vereine eine Initiative ergreifen. „Und da die fünf halbe Seestaller sind,“ fügt Koukal hinzu, „hätten sie vielleicht eine Chance, falls am Ort eine Wohnung frei werden sollte“.

Quelle: Andreas Hoehne Landsberger Tagblatt